Gründung des Café-Kollektivs

Liebe alle,

ihr wolltet schon immer mal ein Café gestalten? Freundlichen Menschen Kaffee anbieten und dabei Kuchen essen?

In der Gartenstraße 7 soll ein nicht-kommerzieller Raum entstehen für ganz verschiedene Leute und Veranstaltungen. Alles weitere ist ungeklärt und soll vom neuen Kollektiv entschieden werden.

Wenn ihr Lust habt Teil des Café-Kollektivs zu werden, kommt diesen Mittwoch um 20.00 Uhr in die Gartensia zum Gründungstreffen. Falls ihr keine Zeit habt, aber über weitere Termine informiert werden wollt, schreibt uns gerne eine Mail.

Herzliche Grüße

Eure Gärtner*innen

 

gartensia(at)riseup.net

Twitter: @gartensia7

FB: Gartensia

Insta: gartensiasieben

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Offener Brief an OB Palmer, den Stadtrat und Tübinger Bewohner*innen

Lieber Stadtrat, lieber Oberbürgermeister, liebes Tübingen!

Enorm hohe Mieten, dominante Ladenzeilen und Schaufenster, New Yorker, H&M und dazu viele schicke Modeboutiquen – die Tübinger Innenstadt bietet den Leuten, die es sich leisten können, viele Möglichkeiten für Konsum und Profit. Für alle, die sich diese hohen Preise und Mieten nicht leisten können, oder die einfach keine Lust auf den ständigen Konsum haben, befinden sich vor all diesen schönen Ladenfassaden und Wohnhäusern unsichtbare Schranken.
In einem seit Ewigkeiten leerstehenden Haus in der Gartenstraße, am Tor zu dieser wunderschönen Stadt, wurde eine solche Schranke nun geöffnet. Hier entsteht ein Ort, an dem alle Menschen, unabhängig von der Größe ihres Geldbeutels, ob alt oder jung, von hier oder anderswo, zusammenfinden können.
In einer Ladenzeile, die seit 1998 hinter einer Farbschicht und Holzbrettern versteckt lag, haben wir jetzt ein Café auf Spendenbasis eingerichtet, das von Tag zu Tag gemütlicher wird. Das Haus bietet zahlreiche Möglichkeiten, zum Beispiel für eine Bücherei, einen Umsonstladen, eine Kleidertauschbörse, Jamsessions, Filmvorführungen, einen Treffpunkt für Vereine und politische Gruppen, einen solidarischen Garten und natürlich Raum für Ihre Vorstellungen. Schon jetzt ist hier ein offener Begegnungsort für Menschen aus unterschiedlichsten Kontexten und mit unterschiedlichen Ideen entstanden. Wir laden die gesamte Tübinger Stadtbevölkerung (also Sie alle!) ein, mitzugestalten, was aus diesem Ort werden soll. Das Café wird ermöglicht durch die Unterstützung und tatkräftige Mitarbeit der Besucher*innen, die sich hier in den letzten Tagen eingebracht haben und einbringen. Dieses gemeinschaftliche Engagement zeigt, dass ein großes Interesse der Anwohner*innen besteht, sich an diesem Projekt zu beteiligen und davon zu profitieren.

Wie profitiert die Stadt Tübingen von diesem Projekt?

  • Duch das Schaffen einer Verhandlungsbasis mit den Eigentümer*innen der Gartenstraße 7. „Endlich macht mal jemand was.“
  • Durch die Umwandlung des Gebäudes von einem Mahnmal für Wohnungsleerstand zu einem Aushängeschild für eine vielfältige und tolerante Gesellschaft im Herzen der Stadt.
    • Ein wünschenswertes Symbol in Zeiten politischen Rechtsrucks.
    • Steigert die kulturelle Attraktivität und den „alternativen Flair“ der Stadt.
  • Durch unabhängige Kulturveranstaltungen, die für alle zugänglich sind.
  • Durch einen Raum für Treffen von Vereinen und politischen Gruppen.
  • Durch die Chance, die Tübinger Wohnungspolitik glaubhaft umzusetzen.
    • Signalwirkung gegen Leerstand.
    • Schafft Wohnraum anstatt Verfall.
    • „Die Stadt hat ein Interesse daran, dass ein solches Haus nicht leer steht.“
  • Durch die Möglichkeit für die Stadtbevölkerung, sich aktiv in die Gestaltung ihrer Stadt einzubringen.
  • Durch die Übernahme städtischer Verantwortung seitens der Bevölkerung.
    • Ziviler Ungehorsam dort, wo die Hände der Amtsträger*innen gebunden sind.

Was kann die Stadt tun?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie sich die Stadt im Bezug auf dieses Projekt verhalten könnte. Uns fallen dazu einige Vorschläge ein:

  • Die Stadt erwirbt das Grundstück der Gartenstraße 7, sowie das darauf stehende Haus und vermietet entweder an soziale Initiativen oder verkauft es an diese weiter.
  • Die Stadt erwirbt das Grundstück der Gartenstraße 7 und vergibt dieses in Erbpacht an eine soziale Initiative. Hier stellen wir uns eine Initiative des Mietshäuser Syndikats (MHS) vor, welches das Haus von den Eigentümer*innen erwirbt.
  • Die Stadt vergibt einen Direktkredit mit niedrigen Zinsen an die Initiative des MHS, um diese beim Kauf des Hauses zu unterstützen.
  • Zur Ermittlung des Kaufpreises wird ein Gutachten von der Stadt erhoben, mit dem Ziel, das Haus nicht über ein Bieterverfahren erwerben zu müssen.
  • Die Gartensia wird geräumt und Marktmechanismen bestimmen über die weitere Verwendung des Hauses. Ein solches Vorgehen würde all die vorangegangenen Möglichkeiten sehr unwahrscheinlich machen und erneut auf unbestimmmte Zeit zu Leerstand führen.

Wir möchten gerne mit der Stadt über diese Optionen ins Gespräch kommen und gemeinsam die Zukunft der Gartenstraße 7 gestalten.

Was können Sie tun? / Was kann ich tun?

Es gibt vielfältige Möglichkeiten, an dem Gestaltungsprozess der Gartensia teilzuhaben, wie zum Beispiel:

  • Kulturelle Programmbeiträge vorschlagen (Workshops, Performances, Vorträge, etc.).
  • Sachspenden für den entstehenden Umsonstladen.
  • Know-How in Instandhaltungsfragen.
  • Essensspenden, Kuchen für das Café (am liebsten vegan).
  • Baumaterialien (nach Absprache).
  • Einfach vorbeikommen!

Wir appellieren an Sie als politisch Handelnde, sich für die Schaffung sozialen
Wohnraums einzusetzen und sich mit Ihren Ideen in der Gartensia einzubringen.

Wir hoffen auf einen konstruktiven Dialog mit der Stadt und den Eigentümer*innen auf Augenhöhe. Wir laden Sie alle herzlich in die Gartenstraße 7 ein, um dieses Haus bei Kaffee, Tee, Konzerten oder Vorträgen mit uns zusammen erneut mit Leben zu erfüllen.

– Ihre Gärtner*innen

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Pressemitteilung 1

Liebe Redaktion,

an diesem Freitag, den 19. Juli, wurde das große Haus in der Gartenstraße 7 in bester Lage mit Blick auf die Tübinger Neckarbrücke besetzt. Die Gewerberäume des Hauses stehen seit über 20 Jahren leer, die Wohnräume darüber sind seit mindestens 10 Jahren unbewohnt. Die Besetzer*innen haben das alten Gebäude nun liebevoll auf den Namen Gartensia getauft und direkt mit dem Putzen und Reparieren begonnen.

Vision

Hier gibt es Platz: Platz für gemeinschaftliches Wohnen und Zusammensein. Im Erdgeschoss soll ein Café entstehen, in dem sich Menschen jeden Alters unabhängig von der Größe ihres Geldbeutels willkommen fühlen. Vom Doppelkopf-Stammtisch bis zum Akustik-Konzert, Treffen von Gruppen oder neuen und alten Freund*innen, Filmabende, Diskussionsrunden, Yoga- oder Rückensportstunden… – wer eine Idee hat, kann sie hier umsetzen! Und wer einfach nur da sitzen möchte, ist frei auch genau das zu tun.

Aktueller Stand

Nach Gesprächen zwischen Ordnungsamt, dem Vertreter der Eigentümer*innen und Aktivist*innen ist klar, dass die Besetzung vorerst geduldet wird. Die Gärtner*innen, wie sie sich selbst nennen, setzen sich für eine langfristige soziale Nutzung der Räumlichkeiten ein und haben nicht vor, das Haus ergebnislos wieder zu verlassen.

Die Idee, den Leerstand zu beenden, trifft sowohl bei der Stadt, als auch in der Nachbarschaft auf allgemeine Zustimmung. Den ganzen Tag über durfte sich die Gartensia über viel Besuch freuen: Tübinger*innen jeden Alters und Hintergründe kamen zu Besuch, brachten Essen und Werkzeuge vorbei oder packten direkt selbst mit an. Die Gärtner*innen sind überwältigt von der Solidarität. “Es gibt viel zu tun und geschenkt werden wir das Haus wohl auch nicht bekommen. Die große Unterstützung, die wir hier erfahren gibt aber Zuversicht, dass wir eine Lösung finden werden. Gemeinsam können wir vieles schaffen!”, so Linda, die bereits seit Freitagvormittag im Haus ist.

Bis eine endgültige Lösung für das Wohnhaus gefunden ist, bieten die Besetzer*innen schon jetzt verschiedene öffentliche Veranstaltungen an. Am Sonntag wird das Café eröffnet und um 16.00 Uhr findet direkt eine Podiumsdiskussion unter dem Titel “Besetzungen als Chance” statt. Dabei wird zum einen über politische Handlungsmöglichkeiten, wie etwa das Züricher Modell gesprochen (Besetzungen können nur geräumt werden, wenn eine zeitnahe Nachnutzung garantiert wird), zum anderen werden Berichte aus der Praxis von Gästen aus Reutlingen, Stuttgart, Tübingen und Berlin erfolgen.

Hintergrund

Bereits 2015 kam es zu einer Besetzung der Gartenstraße 7, die allerdings ergebnislos beendet werden musste. Auch die Stadt hat mehrfach Gespräche mit den Eigentümer*innen angestrengt, die ebenfalls erfolglos blieben.

Weitere Fragen?

Kontaktiert uns gerne per Mail/Twitter/Facebook/Instragram oder kommt einfach vorbei!

Herzliche Grüße

die Gärtner*innen

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Wohnraumpolitische Forderungen

(verfasst von den Gärtner*innen im Sommer 2019)

Leerstand von Häusern und Wohnungen, bei gleichzeitigem Mangel an bezahlbarem Wohnraum und kulturell nutzbaren Räumen, war in den letzten Jahrzehnten immer wieder ein Problem in Tübingen. Seit Ende der 1960er wurde auf dieses Problem mit zivilgesellschaftlich-selbstorganisierter Aneignung von leerstehenden Häusern in Form von Hausbesetzungen reagiert.

Aus diesen Initiativen sind kulturelle Projekte (wie beispielsweise das Epplehaus) und Wohnprojekte (wie die Schellingstraße und die Münze 13) entstanden. Diese Projekte prägen den alternativen Flair der Stadt und die kulturelle Attraktivität Tübingens und haben regionale Ansätze, das Recht auf Wohnen umzusetzen, maßgeblich beeinflusst.

2016 erreichte die Zahl der Tübinger Leerstände mit 150 Häusern sowie zahlreichen Wohnungen einen neuen Rekord. Bemühungen der Stadtverwaltung und die Zweckentfremdungssatzung haben einen Teil dieser Häuser seitdem wieder zurück auf den Immobilienmarkt gebracht, was allerdings nicht bedeutet, dass dabei zwangsläufig bezahlbarer Wohnraum geschaffen wurde. Gleichzeitig stehen noch immer Häuser in Tübingen leer und verfallen. Dabei wäre die Bewohnbarkeit dieser Häuser kostengünstiger und ökologischer zu verwirklichen als der Neubau von Wohnungen.

Wir sind uns bewusst, dass Tübingen im Bezug auf Wohnraumpolitik häufig eine Vorreiterrolle einnimmt und die Maßnahmen diesbezüglich schon besser sind als andernorts. Da die Lage aber weiterhin angespannt ist, fordern wir, dass alle Handlungsmöglichkeiten der Kommune ausgeschöpft werden und dass darauf hingewirkt wird, Gesetze auf Landes- und Bundesebene zu schaffen, die zur Bewältigung des Problems nötig sind. In dem Bewusstsein, dass bei der Wohnraumfrage viele Instanzen mitmischen, richten wir unsere Forderungen bewusst nicht nur an die Stadt, sondern auch an Land und Bund, sowie an alle Bürger*innen und Wohnraum- bzw. Grundbesitzenden. Dazu gehören auch die Besitzer*innen der Gartenstraße 7.

Wir wollen, dass sich an der Wohnraumsituation grundlegend etwas verbessert und wir wollen ganz konkret, dass die Gartenstraße 7 alias Gartensia wieder dauerhaft genutzt und belebt wird.

Wir fordern:

  • Die Legalisierung von Instandbesetzungen vernachlässigter Leerstände nach Vorbild des Züricher Modells: Eine Räumung kann nur dann erfolgen, wenn Eigentümer*innen nachweisen können, dass der Leerstand kurzfristig ist und baldigst aufgehoben wird. Fehlt dieser Nachweis, vermittelt die Stadtverwaltung zwischen Besetzer*innen und Eigentümer*innen. Hierfür fordern wir ein Vorkaufsrecht für soziale Initiativen, wozu auch gehört, sich auf deren Handlungsspielräume einzustellen.
  • Ein Eingreifen der Stadtverwaltung als vermittelnde Instanz zwischen Besitzer*innen und (potenziellen) Mieter*innen, im Falle offensichtlicher persönlicher Schwierigkeiten (Gebrechlichkeit, Erbschaftsstreitigkeiten, etc.) auf Seiten der Eigentümer*innen, durch welche diese nicht zu Vermietung in der Lage sind.
  • Den Aufbau einer städtischen Plattform, um sich über rechtliche und organisatorische Vorgehensmöglichkeiten im Falle von Leerstand informieren zu können.
  • Die konsequente Durchsetzung der Zweckentfremdungssatzung. Bei Verstoß müssen die drohenden Bußgelder auch tatsächlich erhoben werden.
  • Ein Verbot der Umwandlung von Wohnraum in dauerhafte Ferienwohnungen/AirBnB.
  • Die Anwendung des Artikel 15 GG (Vergesellschaftung) und die Überführung des Leerstands in einen kommunalen Wohnbaufond, in dem Fall, dass Eigentümer*innen durch andere Maßnahmen (wie die Zweckentfremdungssatzung) nicht zu beeinflussen sind.
  • Die Vergabe städtischer Grundstücke in Erbpacht.
  • Die konsequente Nutzung des kommunalen Vorkaufsrechts.
  • Die Vergabe von städtischen Baugrundstücken an gemeinwohlorientierte Träger*innen, die günstige Mieten ermöglichen. Zuschüsse und steuerliche Erleichterungen für Gemeinschaften, die kollektivierten, langfristig bezahlbaren Wohnraum schaffen.
  • Die Förderung von sozialem Wohnungsbau mit dauerhaften Bindungen durch gemeinnützige Träger*innen.
  • Die Berechnung des Mietspiegels aus allen bestehenden Mieten – nicht nur aus den Neuvermietungen der letzten vier Jahre.
  • Einen Mietendeckel nach Berliner Vorbild auch in Baden-Württemberg.
  • Die Übernahme von Verantwortung durch Wohnungs-, Haus-, und Grundstücksbesitzer*innen: Lassen Sie Ihr Gebäude / Ihre Wohnung / Ihren Baugrund nicht leer stehen. Viele Menschen suchen dringend nach Wohnraum. Verkaufen Sie, vermieten Sie, verschenken Sie.
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